Windpocken (Varizellen oder «wilde/spitze Blattern») sind eine sehr ansteckende Viruserkrankung, die vom Virus namens Varicella zoster hervorgerufen und von Mensch zu Mensch übertragen wird.
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Die Krankheit tritt meistens im Kindesalter auf und äussert sich durch Fieber und einen juckenden Ausschlag. Der Ausschlag beginnt meist am Kopf, besteht zuerst aus roten Flecken, welche sich rasch in Knötchen und dann in Bläschen umwandeln und später verschorfen. Die Windpocken sind bei Kindern eine unangenehme, aber meistens gutartig verlaufende Krankheit. Dennoch gibt es ernstzunehmende Komplikationen, die zu 1 bis 2 Todesfällen pro Jahr in der Schweiz führen: Bakterielle Hautentzündungen, Lungenentzündung, Hirnhaut- und Gehirnentzündung. Von 100’000 Kranken sterben etwa 2 Kinder an den Folgen von Windpocken, bei Erwachsenen über 16 Jahren sind es hingegen 30.
Da die Viren lebenslang im Körper verbleiben, kann nach Jahren oder sogar Jahrzehnten die häufig sehr schmerzhafte Gürtelrose auftreten.
Das Risiko von Komplikationen ist viel höher, wenn Erwachsene an Windpocken erkranken. In der Schweiz ist das bei jährlich schätzungsweise 3000 Personen im Alter über 16 Jahren der Fall. 60 bis 70 von ihnen müssen wegen Komplikationen hospitalisiert werden.
Ein erhöhtes Komplikationsrisiko besteht auch für schwangere Frauen (schwer verlaufende Lungenentzündung, Missbildungen beim Kind), für Neugeborene und für Personen mit einem geschwächten Immunsystem.
Windpocken & Gürtelrose (BAG)
Impfstoff gegen Windpocken
Der Impfstoff gegen Windpocken (Varizellen) enthält abgeschwächte Viren. Er soll eine Immunantwort auslösen, ohne dass die Krankheit zum Ausbruch kommt.
Die Impfung erfordert zwei Impfdosen im Abstand von einem Monat.
Die Impfung gegen Windpocken wird empfohlen für:
- für alle Säuglinge im Alter von 9 und 12 Monaten. Die Impfung soll vorzugsweise mit einem kombinierten, so genannten MMRV-Impfstoff erfolgen, der gegen vier Krankheiten schützt: Masern, Mumps, Röteln und Varizellen.
- Junge Erwachsene (bis 40 Jahre), die noch keine Windpocken hatten und deshalb noch nicht geschützt sind.
Ausserdem wird eine Nachholimpfung (1 bzw. 2 Dosen) gegen Varizellen (bzw. MMRV) allen Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen im Alter zwischen 13 Monaten und 39 Jahren (d.h. bis vor dem 40. Geburtstag) empfohlen, die bislang noch nicht an Varizellen erkrankt sind und die noch nicht insgesamt zwei Impfdosen erhalten haben.
Wenn Sie nicht sicher sind, ob Sie gegen Windpocken geschützt sind, wenden Sie sich an Ihren Arzt oder eine Gesundheitsfachperson. Sie können Ihnen Auskunft geben.
Empfehlungen für Personen mit einem erhöhten Komplikationsrisiko
- Kinder mit schwerem Ekzem.
- Leukämien, Lymphome, Myelome.
- Medikamentöse Immunsuppression (Transplantation, chronische Krankheiten).
- HIV-Infektion ohne Symptome oder ohne Immunsuppression.
Empfehlungen für Personen mit einem erhöhten Kontakt- und/oder Übertragungsrisiko
- Medizinisches Personal und Pflegepersonal.
- Familienmitglieder von Personen mit erhöhtem Komplikationsrisiko.
Es ist nie zu spät fehlende Impfungen nachzuholen.
Schutzgrad der Impfung gegen Windpocken
Sie schützt zu 92% vor allen (d.h., egal ob leicht oder schwer verlaufend) Windpockenformen und zu 98% vor schweren Verlaufsformen oder mit Komplikationen verbundenen Windpocken. Daher entwickelt der Grossteil der geimpften Personen keine Windpocken. Kommt es zu Windpocken bei Geimpften, so verläuft die Krankheit in abgeschwächter Form: weniger Fieber, weniger Bläschen und die Betroffenen erholen sich schneller, als wenn sie nicht geimpft worden wären. Die Impfung gegen Windpocken kann gleichzeitig mit anderen Impfstoffen verabreicht werden.
Bekannte Nebenwirkungen des Windpocken-Impfstoffs
Die Windpockenimpfung wird im Allgemeinen gut vertragen. Bei einem von 3 bis 5 Geimpften kann es an der Stichstelle zu einer Rötung oder Schwellung kommen, die rasch wieder verschwindet. Leichtes Fieber (bei einem von 10 bis 20 Geimpften) oder ein leichter windpockenartiger Ausschlag (bei einem von 20 bis 25 Geimpften) können zwischen 7 und 21 Tagen nach der Impfung auftreten. Andere Nebenwirkungen (z.B. eine Lungenentzündung) sind äusserst selten.
Es wurden auch andere gesundheitliche Probleme nach der Impfung gemeldet, sie sind aber so selten (weniger als 1 auf 100’000 bis 1 auf 1 Million Impfungen), dass es schwierig ist, nachzuweisen, ob dann die Impfung die Ursache war oder nicht.
Weitere Informationen:
PDF - Neue Empfehlungen zur Impfung gegen Varizellen Windpocken (31.10.2022)
PDF - Windpocken (Varizellen) - MMRV : Basisimpfung für Säuglinge
PDF - Windpocken (Varizellen) - Nachholimpfung fur Personen < 40 Jahren