Jedes Jahr werden in der Schweiz etwa 1000 Kinder unter 5 Jahren mit der Diagnose einer Rotavirusgastroenteritis (RVGE) hospitalisiert. Die RVGE betrifft vor allem Säuglinge und Kleinkinder und zeigt bei diesen, verglichen mit anderen Durchfallerregern, schwerere Verläufe mit erheblicher Beeinträchtigung des Allgemeinzustands (Dehydrierung), die etwa eine Woche andauert. Fast alle Kinder erkranken im Laufe ihrer ersten zwei bis drei Lebensjahre ein- oder mehrmalig an RVGE. Die Sterblichkeit ist sehr tief (weniger als 1 Rotavirus-assoziierter Todesfall pro Jahr in der Schweiz) und Rotavirus-Durchfallerkrankungen verursachen keine bleibenden Schäden.

Kind durch Durchfall dehydriert.
Foto: Centers for Disease Control and Prevention
Rotavirusimpfstoffe
Ab Januar 2024 wird die Impfung gegen Rotaviren mit zwei Dosen als ergänzende Impfung für alle Säuglinge zwischen 2 und 4 Monaten empfohlen. Diese Schluckimpfung erfordert keine zusätzliche pädiatrische Konsultation und kann zusammen mit den empfohlenen Grundimpfungen im Alter von 2 und 4 Monaten verabreicht werden. Die erste Dosis wird ab dem Alter von 2 Monaten empfohlen und kann frühestens mit 6 Wochen (Höchstalter 15 Wochen und 6 Tage) verabreicht werden. Der Mindestabstand zwischen den beiden Dosen beträgt 4 Wochen, und die zweite Dosis sollte spätestens bis zum Alter von 23 Wochen und 6 Tagen gegeben werden. Rotarix® ist in der Schweiz nach der vollendeten 24. Lebenswoche kontraindiziert.
Der monovalente attenuierte Lebendimpfstoff Rotarix® ist seit 2007 in der Schweiz zugelassen und deckt den Grossteil der hierzulande zirkulierenden Rotavirustypen ab. Der Impfstoff wurde bislang nur aus Kostengründen nicht empfohlen. Nach einer weiteren Preissenkung sowie der Veröffentlichung zusätzlicher Daten zur Sicherheit des Impfstoffs und zur Krankheitslast in Industrieländern haben das Bundesamt für Gesundheit (BAG) und die Eidgenössische Kommission für Impffragen 2023 beschlossen, die Impfempfehlung anzupassen.
Rotavirusimpfung: Ergänzende Empfehlung für Säuglinge (22.1.2024)
Schutzgrad der Impfung gegen Rotavirus
Der Impfstoff Rotarix® hat in mehreren Studien eine klinische Wirksamkeit von 85-86% hinsichtlich schwerer RVGE und 81-86% hinsichtlich RVGE-bedingter Spitalaufenthalte gezeigt. Bei ungeimpften Kindern im nahen Umfeld war die Inzidenz um 17-76% und die Hospitalisierungsrate um 25-77% reduziert. Insgesamt können durch die Impfung 40-60% aller Krankenhauseinweisungen wegen Gastroenteritis bei Kleinkindern verhindert werden [1].
Bekannte Nebenwirkungen des Rotavirusimpfstoffs
Die Impfung ist sehr gut verträglich; in umfangreichen Studien, welche nach der Zulassung des Impfstoffs durchgeführt wurden, wurden keine schwerwiegenden Nebenwirkungen beobachtet [1, 2]. Betrachtet man das langfristige Risiko in der Altersgruppe zwischen 0 und 36 Monaten, war das Risiko einer Invagination bei geimpften und ungeimpften Kindern vergleichbar [3]. In der Literatur wird zudem keine Assoziation zwischen dem Auftreten einer Kawasaki-Erkrankung und der Rotavirus-Impfung beschrieben [4].
Rotavirusimpfung: Ergänzende Empfehlung für Säuglinge (22.1.2024)
Quellen:
1) Soares-Weiser K, MacLehose H, Bergman H, Ben-Aharon I, Nagpal S, Goldberg E et al. Vaccines for preventing rotavirus diarrhoea: vaccines in use. Cochrane Database Syst Rev 2012. https://doi.org/10.1002/14651858.CD008521.pub3
2) Bergman H, Henschke N, Hungerford D, Pitan F, Ndwandwe D, Cunliffe N et al. Vaccines for preventing rotavirus diarrhoea: vaccines in use. Cochrane Database Syst Rev 2021. https://doi.org/10.1002/14651858.CD008521.pub6
3) McGeoch LJ, Finn A, Marlow RD. Impact of rotavirus vaccination on intussusception hospital admissions in England. Vaccine 2020. https://doi.org/10.1016/j.vaccine.2020.06.078
4) Mellone NG, Silva MT, Paglia MDG, Lopes LC, Barberato-Filho S, Del Fiol FS de et al. Kawasaki. Disease and the Use of the Rotavirus Vaccine in Children: A Systematic Review and Meta-Analysis. Frontiers in pharmacology 2019. https://doi.org/10.3389/fphar.2019.01075