Immunseneszenz ist eine fortschreitende und degenerative Veränderung des Immunsystems, die beim Älterwerden auftritt. Diese Veränderungen können Folgendes bewirken:
- Eine verminderte Immunfunktion, wodurch ältere Menschen anfälliger für Infektionskrankheiten werden oder schwerere Formen davon entwickeln.
- Chronische Entzündungen: Diese anhaltenden Entzündungen können zur Entstehung altersbedingter Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Typ-2-Diabetes und Demenz beitragen.
- Eine Veränderung der Zusammensetzung der Immunzellen: mit einer verminderten Anzahl von naiven (nicht spezialisierten) T-Lymphozyten ab und die Zahl der Gedächtnis-T-Lymphozyten (spezialisiert) zu. Dies kann Fähigkeit des Immunsystems, neue Krankheitserreger zu erkennen, einschränken.
- Verminderte Reaktion auf Impfungen: Ältere Menschen können nach einer Impfung eine weniger robuste Immunantwort haben − ebenso wie immungeschwächte Menschen − was manchmal höhere Dosen oder zusätzliche Auffrischungsimpfungen für einen ausreichenden Schutz erforderlich macht.
Auch das Immunsystem wird älter
Diese Veränderungen sind unter anderem darauf zurückzuführen, dass die im Knochenmark lokalisierten Blutstammzellen mit zunehmendem Alter weniger produktiv sind. Insbesondere stellen sie weniger weisse Blutkörperchen her, die ein wichtiger Bestandteil des Immunsystems sind. So wurde zum Beispiel der Shingrix®-Impfstoff gegen Gürtelrose mit speziellen Adjuvantien formuliert, welche die Immunantwort verstärken und verlängern. Dieser Impfstoff ist für die am stärksten gefährdeten Personen geeignet, d. h. Personen ab 65 Jahren oder Personen, die eine Immunsuppression erhalten. Andere derzeit geprüfte Optionen bestehen darin, diesen Personen höhere Impfstoffdosen (dies ist z. B. beim Impfstoff Efluelda® gegen die saisonale Grippe der Fall), oder häufigere Auffrischungsimpfungen zu verabreichen.
Krankheit und Therapien mindern Abwehrkräfte
Neben dem Alter können aber auch verschiedene Krankheiten sowie deren Therapien zu einer Schwächung des Immunsystems führen. Beispielsweise müssen Menschen nach einer Organtransplantation immunsupprimierende Medikamente einnehmen, die verhindern, dass der Körper das transplantierte Organ als fremd erkennt und abstösst. Dies erhöht die Anfälligkeit für Infektionskrankheiten. Deshalb sollten eventuell fehlende Impfdosen möglichst vor der Durchführung einer Transplantation nachgeholt werden.
Ebenfalls unterdrückt ist das Immunsystem nach einer Stammzelltransplantation, etwa bei Leukämie. Hierbei werden zunächst die eigenen Immunzellen abgetötet und durch Stammzellen ersetzt. Es können mehrere Monate vergehen, bis sich aus den transplantierten Zellen ein neues und effektives Abwehrsystem entwickelt. Zudem geht dabei der aus vorherigen Impfungen erworbene Schutz vollständig verloren und muss nach und nach wieder aufgebaut werden.
Auch viele chronische Krankheiten sowie die dafür benötigten Medikamente haben einen negativen Einfluss auf das Immunsystem. So sind Menschen mit Multipler Sklerose, entzündlichen rheumatischen Erkrankungen, Autoimmunerkrankungen oder Darmerkrankungen anfälliger für Grippe, Hepatitis und das Humane Papilloma-Virus. Die Therapie dieser Krankheiten mit immunsuppressiven oder immunmodulierenden Medikamenten wie beispielsweise Kortikosteroiden kann diesen Effekt noch verstärken. Auch Krebserkrankungen und viele der Therapien dagegen führen zu einer Schwächung der Immunreaktion.
Für immunsupprimierte Menschen haben das BAG und die Eidgenössische Kommission für Impffragen (EKIF) Richtlinien und Empfehlungen entwickelt, die den bestmöglichen Impfschutz mit dem geringsten Risiko gewährleisten sollen. Von der Verabreichung von Lebendimpfstoffen wird dieser Bevölkerungsgruppe generell abgeraten, da dies zu einer "Impfkrankheit" führen könnte. Nicht zuletzt können auch Familienangehörige und enge Kontaktpersonen einen Beitrag leisten: Wenn sie sich impfen lassen, schützen sie immungeschwächte Personen, indem sie das Risiko für eine Ansteckung einschränken.
Referenzen (Auswahl):
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