Etwa 15% der Bevölkerung tragen im Nasen-Rachen-Raum Neisseria meningitidis (Meningokokkenbakterien), ohne dabei krank zu werden. Wenn aber gewisse Stämme dieser Bakterien durch die Schleimhaut ins Blut gelangen, kann es zu schweren Erkrankungen kommen. Es gibt fünf Hauptarten von Meningokokken (A, B, C, W und Y). Meningokokkenerkrankungen sind häufig mit Komplikationen verbunden. Die eitrige Hirnhautentzündung (Meningitis) oder eine Blutvergiftung (Sepsis) zählen zu den gefürchtetsten Krankheiten. Bei der rasanten Ausbreitung über die Blutbahn kann es rasch zu einem Schock und zum Versagen mehrerer Organe kommen.

4 Monate altes Baby mit einer von Gangrän angegriffenen Hand während einer Meningokokkeninfektion
4 Monate altes Baby mit einer Hand, die während einer Meningokokkeninfektion von Wundbrand befallen wurde.
Foto: Centers for Disease Control and Prevention

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Die Sterblichkeit beträgt ungefähr 10%. Bei 20% der Fälle kommt es zu schweren Narbenbildungen, Verlust von Gliedmassen und zu bleibenden Schäden des Zentralnervensystems (Lähmungen, geistige Entwicklungsdefizite, Taubheit). Glücklicherweise sind diese schweren Erkrankungen relativ selten. Ihre Häufigkeit konnte in der Schweiz zwischen 2007 und 2016 deutlich gesenkt werden. Jedes Jahr werden im Durchschnitt mehr als zwanzig schwere Meningokokken-Infektionen bei Kindern und Jugendlichen unter 20 Jahren gezählt. Zwischen 2007 und 2016 war die Hälfte dieser Fälle auf Meningokokken B und ein Viertel auf Meningokokken C zurückzuführen. Häufigkeit und Anteil der durch Meningokokken W und Y verursachten Erkrankungen haben jedoch seit 2014 zugenommen. Allerdings ist ihre jährliche Zahl weiterhin gering (durchschnittlich 5 bis 6 Infektionen pro Jahr bei den unter 20-Jährigen).


Weitere Informationen:

PDF - Invasive Meningokokkenerkrankungen (2007–2016)

pour tout public Meldepflichtige Infektionskrankheiten - invasive Neisseria meningitidis

 

Impfungen gegen Meningokokken

Die Impfstoffe gegen Meningokokken sind inaktivierte Impfstoffe und enthalten Antigene eines oder mehrerer Bakterienstämme. Ihre Wirkung wird durch Adjuvantien unterstützt. In der Schweiz wird der monovalente Meningokokken-C-Impfstoff nicht mehr empfohlen und durch einen vierwertigen Meningokokken-A-, -C-, W- und Y-Impfstoff ersetzt (Menveo®).

Es gibt auch einen Impfstoff gegen Meningokokken B (Bexsero®), der von Swissmedic für Personen im Alter von 11 bis 24 Jahren registriert wurde. Er wird aber nur Personen mit einem hohen Risiko für eine invasive Meningokokken-Infektion empfohlen.

 

Der Vierfach-Impfstoff (ACWY) gegen Meningokokken wird empfohlen

  • im Alter von 24 Monaten (mit einer Nachholempfehlung bis zum Alter von 5 Jahren).
  • zwischen 11 und 15 Jahren (mit einer Nachholempfehlung bis zum Alter von 20 Jahren).

Zwar können bei Meningokokken-Infektionen schwerwiegende Komplikationen auftreten, aber die Fälle sind selten. Diese Impfung gehört deshalb zu den ergänzenden Impfungen. Sie wird Eltern angeboten, die den bestmöglichen Impfschutz wollen und ihre Kinder vor invasiven Infektionen und Hirnhautentzündungen durch Meningokokken schützen möchten.

 

Empfehlungen für Personen mit einem erhöhten Komplikationsrisiko

  • Für Säuglinge ab 2 Monaten, Kinder ab 12 Monaten und Erwachsene (zwei Dosen, dann eine Verstärkerdosis alle 5 Jahre), wenn sie bestimmte medizinische Risikofaktoren aufweisen, insbesondere:
    • bestimmte Blutkrankheiten (Defizite der Terminalfaktoren oder der Faktoren des alternativen Komplementwegs, Koagulopathien in Verbindung mit einem homozygoten Protein-S- und -C-Defizit)
    • Funktionsstörungen der Milz (funktionelle oder anatomische Asplenie) oder immunologische Störungen, die eine mangelnde Immunantwort auf Polysaccharide zur Folge haben.

 

Für Personen mit einem erhöhten Kontakt- und/oder Übertragungsrisiko

  • bei Beschäftigten in mikrobiologischen Labors, die bei ihrer Arbeit mit Meningokokken-Suspensionen in Kontakt kommen könnten (Serogruppen A, C, W, Y und B).
  • Bei Reisen mit Aufenthalten von mehr als einem Monat in einem Endemiegebiet oder auch bei kurzem Aufenthalt in einem Endemiegebiet (Serogruppen A, C, W und Y).
  • Bei Rekruten, die in den letzten fünf Jahren nicht geimpft wurden (Serogruppen A, C, W, Y und B).
  • Bei nahen Kontaktpersonen, wenn eine Infektion mit Meningokokken wahrscheinlich oder sicher ist (Serogruppen A, C, W, Y und B, bei Indexfall).
  • Bei nicht geimpften Kindern und deren BetreuerInnen in einer Krippe, nicht geimpften SchülerInnen und deren LehrerInnen in einer Klasse, wenn zwei sichere oder wahrscheinliche Fälle innerhalb von 12 Wochen aufgetreten sind (Serogruppen A, C, W, Y und B).

Personen mit einem hohen Risiko für eine invasive Meningokokken-Infektion wird zusätzlich zur Impfung mit dem Vierfach-Impfstoff (ACWY) auch eine Impfung gegen invasive Meningokokken der Gruppe B empfohlen. Daher wird der 4CMenB-Impfstoff (Bexsero®) empfohlen für Personen mit:

  • einem Mangel an terminalen Faktoren des Komplementsystems (angeboren oder durch Medikamente verursacht, z. B. durch Eculizumab)
  • einem Defizit bei der Aktivierung des alternativen Komplementwegs
  • homozygoten Defiziten von Protein S und Protein C
  • einer funktionellen oder anatomischen Asplenie
  • einer unzureichenden Immunantwort auf Polysaccharide
  • einem Mangel an Mannose-bindendem Lektin
    Und ebenfalls für:
  • Laborpersonal, das direkt mit Meningokokken arbeitet
  • Personengruppen, die eng zusammenleben, z. B. in der Rekrutenschule

Die Übernahme der Kosten für den Impfstoff 4CMenB (Bexsero®) durch die obligatorische Krankenversicherung (OKP) für die Altersgruppe 11-24 Jahre wird derzeit geklärt. Anwendungen ausserhalb der Zulassung gelten als "off-label", sie werden daher von der OKP nicht für präventive Leistungen übernommen.

PDF - Korrigendum: Anpassungen der Impf­ empfehlungen zum Schutz vor invasiven Meningokokken-­Erkrankungen (30.5.2022)

PDF - Ergänzung der Meningokokken Impfempfehlung (23.5.2022)

 

Es ist nie zu spät eine oder mehrere Impfungen nachzuholen. Zögern Sie nicht, Ihren Impfpass von einer Fachperson überprüfen zu lassen, die Sie beraten kann.

  Medizinischer Rat für Reisende

 

Schutzgrad der Impfung gegen Meningokokken

Die Wirksamkeit der der quadrivalenten Impfstoffe (A, C, W, Y) beträgt 83% bis 98% bei Kindern zwischen 1 und 4 Jahren und 93% bis 96% bei Jugendlichen zwischen 11 und 18 Jahren.

Die Wirksamkeit des Meningokokken-B-Impfstoffs (Bexsero®) liegt - je nach Impfschema (Alter bei der ersten Impfung, Anzahl der Dosen und Dauer der Beobachtung) - zwischen 60% und 94%, wie in mehreren europäischen Ländern durchgeführte Studien belegen.

Effectiveness of a Meningococcal Group B Vaccine (4CMenB) in Children (New England Journal of Medicine, 2.2.2023)

 

Bekannte Nebenwirkungen des Meningokokken-Impfstoffs

Konjugat-Impfstoffe wurden speziell für Säuglinge entwickelt. Als Nebenwirkungen werden sowohl leichtes Fieber, Reizbarkeit, Schläfrigkeit oder Appetitlosigkeit als auch örtliche Reaktionen wie Schwellung, Schmerzen und Rötung (bei 1 bis 4 von 10 Kindern) beschrieben. Fieber über 39,5°C kann beim Säugling einen Fieberkrampf auslösen. Jugendliche klagen häufig über Muskel- oder Kopfschmerzen nach der Meningokokkenimpfung. Diese vorübergehenden, unangenehmen unerwünschten Impferscheinungen stehen aber in keinem Verhältnis zum Nutzen der Meningokokkenimpfung. Es wurden auch andere Probleme nach den Impfungen gemeldet. Sie sind ausserordentlich selten (1 auf 100'000 bis auf eine Million). Entsprechend ist es schwierig, zu sagen, ob die Impfung Ursache dieser Probleme ist oder nicht.

Bei Bexsero® sind die Nebenwirkungen leicht bis mittelschwer, allgemein von kurzer Dauer und betreffen vor allem Säuglinge. Wenn Bexsero® gleichzeitig mit anderen Impfstoffen verabreicht wird, kommt es häufig zu Fieber (74 %), ausgeprägten lokalen Reaktionen (30 %) und Erbrechen (26 %). Die prophylaktische Einnahme von Antipyretika senkt die Inzidenz von Fieber bei Säuglingen auf 19 % (und auf 13 %, wenn Bexsero® allein verabreicht wird). Auch bei Jugendlichen und Erwachsenen kann es nach der Impfung zu Fieber kommen (in 3,7 % bzw. 1,9 % der Fälle). Zweifel an einem häufigeren Auftreten des nephrotischen Syndroms bei Kleinkindern nach der Impfung − beobachtet bei der breiten Anwendung von Bexsero® während eines Ausbruchs in Kanada − wurden durch die Untersuchung einer grösseren Kohorte in Grossbritannien nicht bestätigt.


Weitere Informationen:

Kantonales Durchimpfungsmonitoring Schweiz

PDF - Korrigendum: Anpassungen der Impf­ empfehlungen zum Schutz vor invasiven Meningokokken-­Erkrankungen

PDF - Ergänzung der Meningokokken Impfempfehlung (23.5.2022)

PDF - FAQ Empfehlungen gegen Meningokokken (2018)