Etwa 15% der Bevölkerung tragen im Nasen-Rachen-Raum Neisseria meningitidis (Meningokokkenbakterien), ohne dabei krank zu werden. Wenn aber gewisse Stämme dieser Bakterien durch die Schleimhaut ins Blut gelangen, kann es zu schweren Erkrankungen kommen. Es gibt fünf hauptsächlich für Infektionen verantwortliche Gruppen von Meningokokken (A, B, C, W und Y). Meningokokkenerkrankungen sind häufig mit Komplikationen verbunden. Die eitrige Hirnhautentzündung (Meningitis) oder eine Blutvergiftung (Sepsis) zählen zu den gefürchtetsten Krankheiten. Bei der rasanten Ausbreitung über die Blutbahn kann es rasch zu einem Schock und zum Versagen mehrerer Organe kommen.

4 Monate altes Baby mit einer von Gangrän angegriffenen Hand während einer Meningokokkeninfektion
4 Monate altes Baby mit einer Durchblutungsstörungen der Hand aufgrund einer Meningokokkeninfektion.
Foto: Centers for Disease Control and Prevention

Die Sterblichkeit von Meningokokkenerkrankungen beträgt ungefähr 7%. Bei 20% der Fälle kommt es zu schweren Narbenbildungen, Verlust von Gliedmassen und zu bleibenden Schäden des Zentralnervensystems (Lähmungen, geistige Entwicklungsdefizite, Taubheit). Glücklicherweise sind diese schweren Erkrankungen relativ selten. Ihre Häufigkeit konnte in der Schweiz zwischen 2001 und 2020 deutlich ruckläufig. Jedes Jahr werden im Durchschnitt 48 schwere Meningokokken-Infektionen gezählt. Der Hauptanteil davon betrifft Säuglinge < 1 Jahr (5.1 Fälle / 100'000 Einwohnerinnen und Einwohnern), gefolgt von Jugendlichen zwischen 15-19 Jahren (1.8 Fälle / 100'000 Einwohnerinnen und Einwohnern) und Kleinkindern zwischen 1-4 Jahren (1 Fall / 100'000 Einwohnerinnen und Einwohnern). Zwischen 2011 und 2020 waren 40% dieser Fälle auf Meningokokken B und 23% auf Meningokokken W sowie je gut 18% auf Meningokokken C und Y zurückzuführen. Bei Säuglingen lag der Anteil an Meningokokken der Serogruppe B bei 76%, bei Kleinkindern bei 73%, während diese bei den Jugendlichen für 39% der Fälle verantwortlich waren.


Weitere Informationen:

Das folgende Dokument enthält Einzelheiten zur epidemiologischen Entwicklung der Meningokokken: PDF - Ergänzende Impfempfehlungen zum Schutz vor invasiven Meningokokken-Erkrankungen

Meldepflichtige Infektionskrankheiten - invasive Neisseria meningitidis

 

Impfungen gegen Meningokokken

Die Impfstoffe gegen Meningokokken sind inaktivierte Impfstoffe und enthalten Antigene eines oder mehrerer Meningokokenstämme. In der Schweiz sind zwei Vierfach – Impfstoffe gegen Meningokokken-A, C, W, Y- (Menveo® und Menquadfi®) sowie ein Impfstoff gegen Meningokokken B (Bexsero®) zugelassen.

Ab Januar 2024 gilt folgende Impfempfehlung gegen Meningokokken:

Gegen Meningokokken ACWY

1) Säuglingen zwischen 12 und 18 Monaten mit 1 Dosis MenQuadfi® oder 2 Dosen Menveo® im Abstand von 2 Monaten. Nachholimpfung bis zum 5. Geburtstag. Ab 24 Monaten: 1 Dosis, unabhängig vom Impfstoff;

2) Jugendliche zwischen 11 – 15 Jahren: 1 Dosis MenQuadfi® oder Menveo®. Nachholimpfung bis zum 20. Geburtstag.

 

Gegen Meningokokken B

1) Säuglingen mit 3 (2+1) Dosen Bexsero® : 2 Dosen im ersten Lebensjahr (Mindestabstand 2 Monate); 3. Dosis im zweiten Lebensjahr (mindestens 6 Monate nach der 2. Dosis). Nachholimpfung bis zum 5. Geburtstag: Impfbeginn 12 – 23 Monate mit 3 Dosen, 3. Dosis mindestens 12 Monate nach der 2. Dosis / Impfbeginn ab 24 Monaten: 2 Dosen im Abstand von mindestens einem Monat.


2) Jugendliche: 2 Dosen Bexsero® im Abstand von mindestens 1 Monat. Nachholimpfung bis zum 20. Geburtstag.

 

Quelle: BAG-Bulletin 3 vom 15. Januar 2024

 

Personen mit einem erhöhten Risiko für Meningokokkeninfektionen

Personen mit bestimmten Erkrankungen haben ein höheres Risiko, an einer Meningokokkeninfektion zu erkranken. Dazu gehören Personen mit:

  • bestimmten Blutkrankheiten (Defizite der Terminalfaktoren oder der Faktoren des alternativen Komplementwegs, Koagulopathien in Verbindung mit einem homozygoten Protein-S- und -C-Defizit)
  • Funktionsstörungen der Milz (funktionelle oder anatomische Asplenie) oder immunologische Störungen, die eine mangelnde Immunantwort auf Polysaccharide zur Folge haben.

Sie sollen so rasch als möglich nach Diagnosestellung gegen Meningokokken A,C,W,Y sowie gegen Meningokokken B geimpft werden. Zusätzlich ist eine Auffrischungsimpfung alle 5 Jahre nötig.

 

Personen mit einem erhöhten Kontakt- und/oder Übertragungsrisiko

Personen in bestimmten Situationen haben ein höheres Risiko sich mit Meningokokken anzustecken. Dazu gehören Personen mit

  • bei Beschäftigten in mikrobiologischen Labors, die bei ihrer Arbeit mit Meningokokken-Suspensionen in Kontakt kommen könnten (Serogruppen A, C, W, Y und B).
  • Reisende mit Aufenthalten von mehr als einem Monat in einem Endemiegebiet oder auch bei kurzem Aufenthalt in einem Endemiegebiet (Serogruppen A, C, W und Y).
  • Rekruten und Rekrutinnen, die in den letzten fünf Jahren nicht geimpft wurden (Serogruppen A, C, W, Y und B).
  • Enge Kontaktpersonen, wenn eine Infektion mit Meningokokken wahrscheinlich oder sicher ist (Serogruppen A, C, W, Y und B, bei Indexfall).
  • Nicht geimpfte Kinder und deren BetreuerInnen in einer Krippe, nicht geimpften SchülerInnen und deren LehrerInnen in einer Klasse, wenn zwei sichere oder wahrscheinliche Fälle innerhalb von 12 Wochen aufgetreten sind (Serogruppen A, C, W, Y und B).

 

Diese Personen sollen gegen Meningokokken A,C,W,Y und in gewissen Situationen auch gegen Meningokokken B geimpft werden.

 

Impfschema für die Meningokokken Impfung

Quelle: BAG-Bulletin 7 vom 12. Februar 2024 (Addendum)

 

Die Kosten für die Meningokokkenimpfungen werden gemäss den aktuell gültigen Empfehlungen von der obligatorischen Krankenpflegeversicherung (OKP) für die Altersgruppen übernommen, für welche eine entsprechende Zulassung vorliegt (Bexsero®: 2 Monate bis 24 Jahre, Menveo®: 2 Monate bis 65 Jahre; Menquadfi®: ab 12 Monate). Ausserhalb dieser Altersfenster gelten die Impfungen als "off-label" und werden daher nicht von der OKP übernommen. 

 

Es ist nie zu spät eine oder mehrere Impfungen nachzuholen. Zögern Sie nicht, Ihren Impfausweis von einer Fachperson überprüfen zu lassen, die Sie beraten kann.

  Medizinischer Rat für Reisende

 

Schutzgrad der Impfung gegen Meningokokken

Die Wirksamkeit der der quadrivalenten Impfstoffe (A, C, W, Y) beträgt 83% bis 98% bei Kindern zwischen 1 und 4 Jahren und 93% bis 96% bei Jugendlichen zwischen 11 und 18 Jahren.

Die Wirksamkeit des Meningokokken-B-Impfstoffs (Bexsero®) liegt - je nach Impfschema (Alter bei der ersten Impfung, Anzahl der Dosen und Dauer der Beobachtung) - zwischen 60% und 94%, wie in mehreren europäischen Ländern durchgeführte Studien belegen.

Effectiveness of a Meningococcal Group B Vaccine (4CMenB) in Children (New England Journal of Medicine, 2.2.2023)

 

Bekannte Nebenwirkungen des Meningokokken-Impfstoffs

Konjugat-Impfstoffe (Vierfachimpfstoffe gegen Meningokokken A,C,W,Y) wurden speziell für Säuglinge entwickelt und sind sicher und insgesamt gut verträglich. Als Nebenwirkungen werden sowohl leichtes Fieber, Reizbarkeit, Schläfrigkeit oder Appetitlosigkeit als auch örtliche Reaktionen wie Schwellung, Schmerzen und Rötung (bei 1 bis 4 von 10 Kindern) beschrieben. Fieber kann einen Fieberkrampf auslösen. Jugendliche klagen häufig über Muskel- oder Kopfschmerzen nach der Meningokokkenimpfung. Diese unerwünschten Impferscheinungen sind zwar unangenehm, aber ungefährlich und vorübergehend und werden um ein Vielfaches vom Nutzen der Meningokokkenimpfung übertroffen. Es wurden auch andere Probleme nach den Impfungen gemeldet. Sie sind ausserordentlich selten (1 auf 100'000 bis auf eine Million Impfungen). Entsprechend ist es schwierig, zu sagen, ob die Impfung Ursache dieser Probleme ist oder nicht.

Beim Meningokokken B-Impfstoff (Bexsero®) sind leichte bis mittelschwere Nebenwirkungen beschrieben. Diese sind allgemein von kurzer Dauer und betreffen mehrheitlich Säuglinge. Insbesondere wenn Bexsero® gleichzeitig mit anderen im Säuglingsalter empfohlenen Impfstoffen verabreicht wird, kommt es häufig (>10%) zu Fieber, ausgeprägten lokalen Reaktionen wie Schwellung sowie Erbrechen. Die vorbeugende Einnahme von Paracetamol senkt die Häufigkeit von Fieber bei Säuglingen deutlich. Auch bei Jugendlichen und Erwachsenen kann es nach der Impfung zu Fieber, Unwohlsein oder örtlichen Reaktionen an der Impfstelle kommen.


Weitere Informationen:

PDF - Fakten Meningokokken Impfungen (2024)

Meningokokken Impfung für Personen mit erhöhtem Risiko für eine invasive Erkrankung und Personen mit erhöhtem Expositionsrisiko (12.2.2024)

Ergänzenden Meningokokken-Impfempfehlung (Addendum) (April 2024)

 Kantonales Durchimpfungsmonitoring Schweiz