Es gibt mehr als hundert Typen von humanen Papillomaviren (HPV). Sie befallen die Haut oder die genitale Schleimhaut und werden sehr leicht durch Geschlechtsverkehr, einfachen Hautkontakt oder Berührung infizierter Schleimhäute übertragen. Bestimmte Stämme des HP-Virus verursachen Genitalwarzen und können Krebs im Genitalbereich, im Mund oder im Rachen hervorrufen.

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Gebärmutterhalskrebs und HPV-Virus (vergrößert).
Image: Manu5, Licence Creative Commons

HPV‑Viren sind in der Schweiz und weltweit die häufigste Ursache sexuell übertragbarer Infektionen. Schätzungen zufolge stecken sich mehr als 70% der sexuell aktiven Männer und Frauen im Laufe ihres Lebens damit an.

Das Infektionsrisiko durch genitale HPV beträgt praktisch null, solange keine Sexualkontakte stattfinden, erhöht sich aber schnell mit steigender Anzahl von Geschlechtspartnern. Deshalb ist das Ansteckungsrisiko in der Schweiz im Alter von 16 bis 25 Jahren am höchsten. Die Hälfte aller Erstinfektionen findet auch in diesem Zeitraum statt.

Die meisten HPV-Infektionen lösen keinerlei Symptome aus, sodass die infizierte Person nicht weiss, dass sie infiziert und für andere ansteckend ist. Bestimmte HP-Viren wie die Typen 6 und 11 verursachen sichtbare oder versteckte Genitalwarzen (Kondylome) bei Männern und Frauen. Schätzungen zufolge leidet eine von zehn in der Schweiz lebenden Personen im Laufe ihres Lebens daran. Andere HPV, hauptsächlich die Typen 16 und 18 können, sich monatelang oder jahrelang in infizierten Zellen aufhalten, bevor sie Krebserkrankungen des Genitalbereichs, des Mundes oder des Rachens auslösen.

 

Bedeutung von HPV-Infektionen bei Frauen

Bei etwa einer von vier bis fünf Frauen führt eine Infektion durch HPV 16 oder 18 zu einer Krebsvorstufe oder zu einer tatsächlichen Krebserkrankung, am häufigsten am Gebärmutterhals. Eine solche kann nur durch einen Abstrich im Rahmen einer gynäkologischen Vorsorgeuntersuchung und allenfalls durch ergänzende Untersuchungen festgestellt werden. Es gibt kein Medikament, das eine durch HPV bedingte Krebsvorstufe oder Krebserkrankung heilen könnte. Wenn die Veränderungen jedoch rechtzeitig entdeckt werden, haben eine Laserbehandlung oder ein chirurgischer Eingriff Aussicht auf Erfolg.

Gebärmutterhalskrebs ist somit die Folge einer HPV-Infektion. Er ist weltweit die vierthäufigste Krebserkrankung der Frau. In der Schweiz sehen sich jedes Jahr mehr als 5'000 Frauen mit der Diagnose einer Krebsvorstufe am Gebärmutterhals konfrontiert und müssen ergänzende Untersuchungen oder einen operativen Eingriff über sich ergehen lassen. Meist handelt es sich um junge Frauen, die manchmal erst 20 oder 30 Jahre später an Krebs erkranken würden. In der Schweiz erhalten jedes Jahr etwa 250 Frauen die Diagnose Gebärmutterhalskrebs. Etwa 80 Frauen pro Jahr sterben daran, trotz aller verfügbaren Behandlungsmöglichkeiten und trotz eines nationalen Programms, das regelmässige Vorsorgeuntersuchungen vorsieht.

Zusammenfassend: In der Schweiz sind ca. 70 von 100 Frauen mit HPV infiziert, 6 von 100 Frauen entwickeln dadurch Krebsvorstufen und 1 von 100 Frauen erkrankt tatsächlich an Gebärmutterhalskrebs.

Referenz:  Human papillomavirus genotype distribution and socio-behavioural characteristics in women with cervical pre-cancer and cancer at the start of a human papillomavirus vaccination programme: the CIN3+ plus study (BMC Cancer. 2019)

 

Bedeutung von HPV-Infektionen bei Männern

HPV-Infektionen gehören auch bei Männern zu den häufigsten sexuell übertragbaren Infektionen. Sie können auch bei Männern Krebsvorstufen und Krebs verursachen. Wie bei Frauen werden etwa 50% aller Männer im Alter im Alter 15 und 24 Jahren erstmals mit HPV infiziert. Die meisten HPV-Infektionen verursachen auch bei Männern keinerlei Symptome. HPV können bei Männern neben genitalen Warzen Anal- und Peniskrebs sowie Krebs im Mund-Rachenraum verursachen. Insgesamt kommen ca. 20% aller durch HPV ausgelösten Krebsfalle bei Männern vor.

 

Impfung gegen HPV

Der HPV-Impfstoff enthält ein Virusprotein, das in mehreren unterschiedlichen Typen vorkommt. Dadurch entfaltet der Impfstoff eine Schutzwirkung gegen die 9 wichtigsten Typen. Seine Wirkung wird durch ein Aluminiumsalz (Gardasil® 9) unterstützt.

Die Impfung erfordert insgesamt zwei Dosen (Abstand idealerweise und minimal 4-6 Monate), wenn sie vor dem 15. Geburtstag begonnen wird. Danach sind drei Dosen notwendig (Dosis 2: 1-2 Monaten nach Dosis 1; Dosis 3: 4-6 Monate nach Dosis 1). Diese Dosierungsschemata entsprechen der offiziellen Zulassung des Impfstoffs in der Schweiz. Basierend auf aktuellen Real-World-Daten kann aber auch in der Altersgruppe der 15 – 26-Jährigen ein 2-Dosen-Schema mit einem minimalen Intervall von 6 Monaten angewendet werden. Dies entspricht einer sogenannten off label – Anwendung.

PDF - Stellungnahme von EKIF und BAG zur HPV-Impfung (25.5.2025)

 

Die Impfung für Mädchen und junge Frauen im Detail

Die Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs und andere durch HPV verursachte Erkrankungen mit 2 Dosen wird allen weiblichen Jugendlichen in der Schweiz im Alter von 11 bis 14 Jahren empfohlen (d.h. bis vor dem 15. Geburtstag). Eine Nachholimpfung (total drei Dosen oder zwei Dosen, s. Beschreibung der Optionen oben) ist für alle jungen Frauen zwischen 15 und 19 Jahren (vor dem 20. Geburtstag) empfohlen, die noch keine Impfung erhalten haben, auch wenn sie bereits Sexualkontakte hatten. Der Impfstoff schützt in diesem Fall vor HPV-Typen, mit denen sich die Person nicht bereits vor der Impfung infiziert hat. Die Impfung ist im Einzelfall auch bei bestimmten jungen Frauen zwischen 20 und 26 Jahren angezeigt. Dies hängt von ihrer persönlichen Geschichte ab. Die Wahrscheinlichkeit, von der Impfung noch zu profitieren, nimmt aber ab, je höher das Risiko ist, bereits infiziert zu sein, also vor allem bei Frauen mit häufig wechselnden Sexualpartnern. Eine Impfentscheidung ist daher individuell zu treffen.

Die HPV-Impfung für junge Frauen im Alter von 11 bis 26 Jahren (d.h. bis vor dem 27. Geburtstag) wird von der obligatorischen Krankenpflegeversicherung übernommen, wenn die Impfungen im Rahmen von kantonalen Impfprogrammen erfolgen. Auf diese Leistung wird keine Franchise erhoben.

 

Die Impfung für Jungen und junge Männer im Detail

Seit Januar 2024 ist die HPV-Impfung für Jungen und junge Männer zwischen 11 und 19 Jahren ebenfalls als Basisimpfung empfohlen (und als ergänzende Impfung auch im Alter zwischen 20 und 26 Jahren). Die Impfempfehlung ist also für beide Geschlechter identisch.

Die Impfung gegen Genitalkrebs und andere durch HP-Viren verursachte Krankheiten wird allen Jugendlichen zwischen 11 und 14 Jahren empfohlen. In dieser Altersgruppe genügen zwei Dosen. Eine Nachholimpfung wird allen jungen Männern zwischen 15 und 19 Jahren (vor dem 20. Geburtstag) empfohlen, die noch nicht geimpft sind. Wie bei Frauen besteht das Impfschema ab dem 15. Geburtstag gemäss Zulassung aus drei Dosen, alternativ ist aber ein off-label Schema bestehend aus zwei Dosen möglich. Die Impfung ist im Einzelfall auch bei bestimmten jungen Männern zwischen 20 und 26 Jahren angezeigt. Dies hängt von ihrer persönlichen Geschichte und ihren Risikofaktoren ab. Die Wahrscheinlichkeit, von der Impfung noch zu profitieren, nimmt aber ab, je höher das Risiko ist, bereits infiziert zu sein, also vor allem bei Männern mit häufig wechselnden Sexualpartner:innen. Eine Impfentscheidung ist daher individuell zu treffen.

Die Kosten der HPV-Impfung wird allen Jungen und jungen Männern zwischen 11 und 26 Jahren von der obligatorischen Krankenpflegeversicherung ohne Franchise erstattet, vorausgesetzt sie wird im Rahmen der kantonalen Programme durchgeführt.

PDF - Krebs und Genitalwarzen: Schütze dich, bevor du das erste Mal Sex hast!

 

Empfehlungen für Personen mit einem erhöhten Komplikationsrisiko

Das Krebsrisiko nach einer HPV-Infektion ist stark erhöht, wenn die Immunabwehr durch bestimmte Medikamente oder Krankheiten geschwächt wird. Deshalb muss bei jungen Menschen zwischen 11 und 26 Jahren mit einem solchen Gesundheitsproblem, das aktuell eine Immunsuppression erforderlich macht oder in Zukunft erforderlich machen könnte, unbedingt geprüft werden, ob sie gegen das HPV geimpft sind. Beispiele: rheumatische Erkrankungen oder Autoimmunkrankheiten; HIV-Infektion; Erkrankungen, die eine Organtransplantation erfordern könnten. Beim Vorliegen derartiger Erkrankungen ist das Zwei-Dosen-Alternativschema für 15 bis 26-Jährige (s. oben) keine Option. Sie brauchen das Drei-Dosen-Schema.

 

Schutzgrad der Impfung gegen HPV

Schätzungen zufolge könnten durch die HPV-Impfung in der Schweiz jedes Jahr ungefähr 300 neue Krebsfälle bei Frauen und 80 bis 180 neue Krebsfälle bei Männern und vermieden werden.

Für einen HPV-Impfstoff der ersten Generation (vermittelte Schutz gegen die Typen 6, 11, 16 und 18) hat eine systematische Analyse von 20 Studien gezeigt, dass bei einer Durchimpfung von mindestens 50% das Auftreten von Infektionen mit HPV-16/18 nach Einführung der Impfung um 68% sank. Eine weitere Übersichtsarbeit zu Beobachtungsstudien über 10 Jahre beschreibt einen weltweit möglichen Rückgang von bis zu 90% für Infektionen mit den Typen 6, 11, 16 und 18 und von Genitalwarzen, 45% für Niedrigrisiko-Vorstufen und 85% für Hochrisiko-Vorstufen des Gebärmutterhalskrebs. In einer Studie in Schweden wurden 1'672’983 Mädchen und Frauen im Alter von 10 bis 30 Jahre über 11 Jahre (2006 -2017) beobachtet, von denen 527’871 mindestens eine Dosis eines HPV-Impfstoffs erhalten hatten. Ergebnis: 538 Gebärmutterhalskrebsfälle bei den Ungeimpften versus 19 bei den Geimpften. Nach Adjustierung reduzierte eine Impfung vor dem Alter von 17 Jahren das Risiko für Gebärmutterhalskrebs um 88%.

Referenz: HPV Vaccination and the Risk of Invasive Cervical Cancer. Lei J. et al. N Engl J Med 2020, https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32997908/

Für den neunwertigen Impfstoff, der aktuell zum Einsatz kommt, wird ein Schutz von bis zu 90% vor Gebärmutterhalskrebs und HPV-assoziiertem Vulva- und Vaginalkrebs, 70-85% vor hochgradigen Krebsvorstufen und 90% vor HPV-assoziiertem Analkrebs und von Genitalwarzen bei Männern und Frauen weltweit angenommen.

 

Geschätzter Anteil der HPV Assoziation von Krebserkrankungen in Europa sowie die jeweilige geschätzte Abdeckung durch den nonavalenten Impfstoff

Quelle: Die HPV-Impfung als Basisimpfung für Jungen (2024)

 

Bekannte Nebenwirkungen des HPV-Impfstoffs

Die Impfung gegen HPV zeichnet sich durch sehr gute Verträglichkeit aus. Nach 20 Jahren Anwendung und mehr als 300 Millionen verabreichten Impfdosen sind als einzige Nebenwirkungen Hautreaktionen an der Einstichstelle beobachtet worden.

Das Gerücht von Todesfällen im Zusammenhang mit HPV-Impfungen ist unbegründet. Die Überwachungsstellen in den USA, Europa und der Schweiz bestätigen, dass kein einziger Todesfall durch eine HPV-Impfung hervorgerufen wurde. Für weitere Informationen: Bericht von Swissmedic und US CDC Website.

Die Ergebnisse von Studien zwischen 2008 und 2016 bei 73'428 Frauen aus allen Kontinenten zeigen, dass der Impfstoff das Risiko schwerwiegender Gesundheitsprobleme nicht erhöht. Die Forscher haben kein erhöhtes Risiko von Fehlgeburten bei Frauen festgestellt, die nach der Impfung schwanger geworden sind. Ebenso haben zahlreiche Studien bestätigt, dass das Risiko von Autoimmunerkrankungen (z. B. Multiple Sklerose) bei geimpften und nicht geimpften Mädchen und Frauen gleich ist.


Weitere Informationen:

Kann eine HPV-Impfung die Entwicklung von Gebärmutterhalskrebs verhindern und sind damit Nebenwirkungen verbunden?

PDF - HPV bedingte Krebserkrankungen und Genitalwarzen (Factsheet BAG, Oktober 2024)

PDF - Die HPV Impfung als Basisimpfung für Jungen (2024)

PDF - Einblick in die Umsetzung der HPV Impfempfehlungen (2023)