Stimmt es, dass geimpfte Mütter weniger wirksamen Schutz an ihre Säuglinge weitergeben als Mütter, die Kinderkrankheiten durchgemacht haben ?
Nein. Es gibt keine Hinweise dafür, dass die Qualität mütterlicher Antikörper nach einer Impfung geringer ist als nach einer durchgemachten Krankheit. Der einzige Unterschied betrifft die Quantität mütterlicher Antikörper. Antikörperkonzentrationen sind geringer bei Säuglingen von Müttern, die mit attenuierten Virusimpfstoffen geimpft worden waren (Masern, Mumps, Röteln), und deren Immunsystem weniger stark stimuliert wurde als nach Wildvirusinfektionen. Als Folge ist der Nestschutz heute von kürzerer Dauer als früher. Dieser Tatsache wurde Rechnung getragen, indem der Zeitpunkt für die erste MMR-Impfung von 15 auf 12 Monate vorverlegt wurde. Für alle anderen Impfungen ist diese verallgemeinernde Aussage jedoch nicht richtig: Mütter, die gegen Diphtherie, Tetanus, Keuchhusten, Poliomyelitis oder Hepatitis B geimpft worden sind, schützen ihre Säuglinge besser als nicht geimpfte Mütter.
Stimmt es, dass Kombinationsimpfstoffe weniger wirksam sind als Einzelimpfstoffe?
Nein.
Der Masern-Mumps-Röteln Kombinationsimpfstoff ist gleich wirksam wie die 3 Einzelimpfstoffe.
Die Impfungen gegen Tetanus und Poliomyelitis sind gleich wirksam, wenn sie zusammen mit Keuchhusten und Diphtherie verabreicht werden.
Der Anteil an Säuglingen, die im Rahmen der hexavalenten Kombinationsimpfung auf das Hepatitis B Antigen ansprechen, ist nicht geringer als nach Hepatitis B Einzelimpfung in der Adoleszenz.
Die Impfung gegen Haemophilus influenzae Typ b ist nicht weniger wirksam, wenn sie als Kombinationsimpfstoff zusammen mit Diphtherie, Tetanus und Pertussis (Ganzzellimpfung) verabreicht wird. Es sind gerade diese Kombinationsimpfstoffe, die beispielsweise in Grossbritannien zu einem Rückgang der Inzidenz der Hib-Meningitis von 1990 bis 1998 von 22.9 auf 0.5 Fälle pro 100'000 geführt haben. Die bei der Entwicklung von Kombinationsimpfstoffen tatsächlich angetroffene Schwierigkeit betraf den Ersatz der Pertussis-Ganzzellkomponente durch azelluläre Impfstoffe (Pa), die eine bessere Verträglichkeit der Keuchhustenimpfung zur Folge hatten. Es stimmt, dass der Hib-Antikörpertiter nach Verabreichung der meisten Kombinationsimpfstoffe mit azellulärer Pertussiskomponente geringer ist. Dies hat aber keine negative Auswirkung auf die Schutzwirkung, sofern das Impfprogramm wie bei uns empfohlen eine Auffrischdosis im 2. Lebensjahr beinhaltet. Die Einführung einer solchen genügte in Grossbritannien, um die Inzidenz der Hib-Meningitis erneut abfallen zu lassen.
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Stimmt es, dass die Tetanusgrundimmunisierung bei einer zurückhaltenden Impfpraxis mit höchstens drei Impfungen durchgeführt werden kann?
Ja.
Nicht erwähnt wird aber hier, dass diese 3 Dosen, wenn im 2. Lebensjahr verabreicht, nur bis ins Alter von 4-7 Jahren Impfschutz verleihen. Dann ist ein erster Rappel erforderlich.